„Woher weißt Du so manches, was Du schreibst?“

 

Ich weiß‘ es ja gar nicht!

 

oftmals geschieht nichts weiter, als daß nach dem lesen von kurzen bemerkungen oder in der unterhaltung mit anderen menschen, bei erlebnissen auf der wanderschaft und beim gehen durch die stadt, mir fast immer querverweise auf ältere geschehnisse, erzählungen und erlebnisse durch den kopf gehen – selbst wenn sie mich nicht betreffen – so betraf und betrifft es doch irgendwann und irgendwo einmal eine andere person, frauen und männer oder ganze generationen -

ob es alle von diesen in wirklichkeit gegeben hat, ist mir heute nur noch schattenhaft in erinnerung,

aber die themen unserer geschehnisse sind doch immer die urururalten, die themen aller/vieler frauen und auch aller/vieler männer, falls diese es nur ehrlich zugeben wollten,

 

ich lese zeilen, welche menschen in der ferne, auch in der vergangenheit, schreiben und ich sehe diese menschen vor mir und ich sehe, wie sie sich die haare streichen; den rock, das kleid, das hemd oder die jacke sich glattstreichen, bevor sie die feder ins glas tauchen oder bevor die schreibtasten angerührt werden,

ich lese die zeilen und ich spüre die verwegenheit oder auch die zagheit, die freude oder die ängste beim aufschreiben ihrer gedanken,

ich fühle einiges von dem, was schreibende auf das papier niederlegen und dahinter spüre ich die ehrlichkeit und/oder die verlogenheit auch,

 

über das warum und das weshalb dieses spürens habe ich mir nie gedanken gemacht – warum auch, sind diese empfindungen doch in meinem hirn gefunden und gebunden,

so kann es geschehen, daß ich einige zeilen lese und irgendwo da drinnen tun sich parallelwelten auf; selbst- und durch andere erlebtes taucht auf, wobei einige meiner kenntnisse in geographie, in historie und auch in der philosophie hilfreich mir zur seite stehen,

 

nur das wie und das wann erinnern, selbst nach hunderten von jahren und in welcher sprache auch immer; das erinnern und das notieren für die augen der anderen, dieses ist das eigentliche wunder,

 

meine erfahrung: durch das erdenken, erfühlen, erspüren und dann das herausschreiben, dieses die gedanken auf eine zeile in buchstaben streng hintereinander ordnend zu bringen, dieses ist das eigentliche wunder, die eigentliche wunderlichkeit, die unser eigenes denken alle ketten der momentanen realität sprengen kann und sprengen läßt,

unsere phantasie ist so wunderbar reich und grenzenlos in zeit und raum und gemüth!

nur zulassen müssen wir diese phantastereien, dann können wir auch befreien, manchmal auch von uns selbst und unseren ängsten,

und das manches im leben traurig macht, ist denn das wirklich so schlimm?

liegt nicht manchesmal in der traurigkeit eine unsägliche süße?

wer weiß das schon?

 

Ihr seht, ich weiß‘ gar nichts!

Aber ich schreibe darüber.

 

 

 

Utharch - die Fee

 

...vom Ahnen, vom Erinnern, vom Möchten wollen und vom Vergessen...

 

 

(für Alle, die schon mindestens einmal nächtens an einem Weiher ins Träumen verfallen sind....)

 

 

aus meinem Buch „Druidengesang“

 

ISBN: 9783839161739

 

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Eigenartiges Leuchten

 

Frühling läßt sein blaues Band

wieder flattern durch die Lüfte.

Süße, wohlbekannte Düfte

streifen ahnungsvoll das Land...

 

So hat es die Sonne doch geschafft, nach den vielen Wochen der Unentschiedenheit zwischen Regen und Schnee und wieder Regen und Regen und Regen; hat es geschafft, daß die Leute schon nicht mehr aufzustehen sich trauten, da ihnen durch die Fenster die Grauheit des Morgens, vermischt mit Nässe und Traurigkeit, entgegen starrte und sie starrten, immer trauriger werdend, zurück.

Selten kam ein Lächeln auf die Gesichter, die sich in den Straßen und auf den Plätzen der Tätigkeit begegneten. 'Sch... Wetter, wann wird das wohl anders?' Darauf beschränkte sich oft- mals der Tagesgruß der sich Treffenden und je- der wußte, was gemeint, wer gemeint und wer oder was herbeigesehnt wurde.

Die Hände in den Taschen, das zu Tragende fröstelnd umklammert, schnell die Geschützheit des Heimes, eines Heimes, einer Tür, eines Winkels gesucht, um dem Stürmen des Windes aus dem Wege zu kommen und in der freien Zeit und an den Wochenenden sich weder zu 'Fisch noch Fleisch' entscheiden zu können - bleibt man zu hause oder stürzt man sich in das Wetter, welches ja doch nicht besser zu werden verspricht? Und mit dieser nicht ausgeruhten, nicht erhellten Stimmung wurde wieder eine neue Woche begonnen. Kommt da Freude auf?

 

Heute aber, vorbereitet seit einigen Tagen durch immer klarere Himmel und immer weniger Feuchtigkeit von oben, spiegeln sich die wärmenden Sonnenstrahlen nicht nur in den Augen und in den Gesichtern der Menschen, der Unzahl von Menschen, die ihm in der Stadt begegnen, sondern auch werden sie reflektiert von der merklich freier werdenden, leichter werdenden Kleidung der Leute. Wobei gerade, wie kann es anders sein, ihm das bei den jungen Mädchen auffällt - aber das scheint schon in allen Erzählungen der Alten für die Alten eine Rolle gespielt haben und ist darum nichts Neues vor dem HERRN.

Die Kuppeln der Kirchtürme werfen mit goldenem Strahle das Licht zurück, die Klänge der Glocken scheinen heller, klarer, schwungvoller die Luft zu durchschneiden. Die Echos pflanzen sich fort wie die kreisförmigen Wellen, die ein in den Teich geworfener Stein erzeugt. Die Klänge vermischen sich mit dem Geräusch der Straßenbahnen, dem Schmurgeln der Rostbratwürste und dem Klappern der doch so wunderbar hoch beabsatzten Schuhe auf dem Straßenpflaster, dem Rascheln der offen getragenen Mäntel, deren Aufschläge sich an den Ärmelenden und den Händen und den in den Händen getragenen Taschen, Tüten, Beuteln und was nicht sonst noch immer, reiben.

Und was ihm als das Frappierendste erscheint, das ist das Reiben der Blicke, der Augen, der Sinne; der gerade durch die Sonne und die laue Frühlingsluft wiedererweckten Blicke, Augen und Sinne; dieses neue, freudige Reiben aneinander.

Das Erkennen, ja, ich schau wieder, ich schau dich wieder an, ich kann wieder schauen und mich an euch allen freuen, da ihr alle, da wir alle wieder da sind, herausgekehrt aus dem Staub und der schmutzigen Feuchte des Winters, des Überganges, und wir alle können es uns zeigen - und wir zeigen es durch unsere Gesichter, unsere Mienen, durch das Leuchten in den von der Düsternis befreiten Augen - Augenblicken, durch das Leuchten der Blicke auf die Anderen und in den Blicken der Anderen, so fremd sie uns auch sind, so bekannt sie uns vorkommen.

Wir freuen uns mit uns selbst. Auf uns selbst, indem wir uns miteinander freuen und uns erkennen.

So also war die Stimmung des Gehens durch die Stadt, so aufgeräumt war der Geist, so offen für all das, was ihn umgab. Eigenartiges Leuchten. Frühlingsleuchten.

 

März 2ooo